FreeBite: Der Unterschied

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Das FreeBite System ist keine Kopie des  Aqualizer® oder Aquasplint® mini, sondern seiner Entwicklung liegen andere Schwerpunkte zugrunde. Aufbauend auf meiner 30-jährigen Erfahrung mit der Myozentrik bei der Behandlung der CMD ging es mir bei der Entwicklung des FreeBite primär um die möglichst effiziente Entlastung der Kiefergelenke. Dabei existieren Kompressionen in den Kiefergelenken nicht ohne Grund, sondern die Kompressionskräfte kommen von chronischen Verspannungen bestimmter Kaumuskeln und diese Verspannungen wiederum sind nötig, um die Zähne auch dann im Biss aufeinander setzen zu können, wenn er eigentlich nicht passt.

Kiefergelenke kann man am effektivsten entlasten, wenn man ihnen im Biss eine Stütze anbietet, die möglichst gelenknah ist, also möglichst weit hinten im Gebiss. Nun unterscheiden sich aber Gebissgrößen und -formen dramatisch voneinander und man bräuchte Bisskissen in vielen Längen und Breiten, um diesem Vorhaben gerecht zu werden, was zu unbezahlbaren Herstellungskosten führen würde. Die Lösung liegt darin, dass FreeBite Therapiekissen nicht auf einem Zahnbogen fixiert werden, sondern verschiebbar zwischen den Zähnen liegen. Ihre Form wurde aus Vermessungen vieler Dutzende unterschiedlicher Modelle von Patientengebissen, die sich über die Dekaden in meiner Praxis angesammelt haben, berechnet, sodass eine Form auf möglichst unterschiedlichen Zahnbogenformen zurechtgeschoben werden kann.

Jedoch zeichnen FreeBite Therapiekissen noch eine Reihe weiterer Unterschiede aus:

  • Die Anwendung: FreeBites liegen lose auf der unteren Zahnreihe auf und können auch bei asymmetrischen Zahnbögen so zurechtgeschoben werden, dass die Seitenzähne darauf eine möglichst symmetrische Abstützung finden. In der Zahnarztpraxis sind sie z. B. bei der Vorbereitung zur Bissnahme im Nu eingelegt oder entnommen, der Patient stößt sie mit der Zunge einfach etwas nach vorn und der Zahnarzt kann sie wie an einem Griff herausnehmen. 
  • Die Hülle: Alle FreeBite air und gel haben eine Hülle aus einem Material, das thermoplastisch ohne die Verwendung irgendwelcher Kleber oder weiterer Chemikalien ausgeformt wird. Sie weist eine gewisse Eigenstabilität in der Form auf, die auch ganz ohne Füllung erhalten bleibt, während ein Bisskissen aus Folie bei Verlust der Füllung in sich zusammenfällt. Auch Zahnlücken können durch die stabilere Hülle besser überbrückt werden, als mit einer Folie.
CMD obl


  • Die FormBei vielen CMD-Patienten sind die tiefen Kaumuskeln chronisch verspannt, um eine unzureichende Abstützung im Biss auf den hinteren Seitenzähnen auszugleichen. Würden sie ungezwungen und locker zubeißen, würden sie nur auf den vorderen Zähnen aufkommen, sodass immer wieder von neuem ein Reflex entsteht, der diese Muskelverspannung aufrechterhält, damit auch die hinteren Zähne in Kontakt gesetzt werden können. Oft bleibt dies über lange Zeit unbemerkt, aber irgendwann entstehen dann Symptome, die entweder durch die chronische Überlastung der Muskulatur oder Kiefergelenke entstehen. Muskelprobleme führen dabei häufig zu Schmerzen, Gelenkprobleme zu Geräuschen (z. B. Knacken) und Bewegungseinschränkungen.
    FreeBite Therapiekissen produzieren durch ihre spezifische Form bei jedem Biss einen neuen Reflex, bei dem statt der vorderen Zähne die hinteren zuerst kontaktieren. Dies hat sich als sehr effektiv erwiesen, kann sich aber für den Patienten zunächst ungewohnt und anfänglich manchmal sogar anstrengend anfühlen. Dies kommt dann von der Umgewöhnung einer chronisch verspannten Muskulatur und ist der Situation nicht ganz unähnlich, wenn man nach langer Pause wieder mit Sport beginnt und faule Muskeln zunächst dagegen rebellieren. 
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Oben FreeBite medium unten ultra high.

Die Keilform bei den Therapiekissen der Höhe „low“ und „medium“ ist flacher, als bei den Höhen „high“ und „ultra high“. Da die Winkel der Keilform auf der Ober- und Unterseite der Therapiekissen nicht gleich sind, sollte man das FreeBite Therapiekissen auch einmal wenden, um zu sehen, wie herum es am bequemsten im Mund liegt. Die Frontzähne sind im FreeBite ausgespart, denn sie sind eher Tastzähne als Stützzähne und Kontakte hier würden ungünstige Muskelreflexe auslösen, die von neuen Muskelspannungen begleitet wären.

  • Die Anwendung: Für die Therapie mit dem FreeBite empfehlen wir, mit kurzen Tragezeiten zu beginnen. FreeBites sollen eine aktive Umstellung der Muskelfunktion stimulieren, indem durch leichte und lockere Kaubewegungen dieser erste Kontakt auf den hinteren Zähnen wahrgenommen wird, ohne die sowieso schon erschöpfte Muskulatur dabei übermäßig zu belasten. Man beginnt also mit einer 5-10 minütigen Tragezeit, während der man den Unterkiefer in lockerer Bewegung hält, ohne mit den Zähnen kräftig auf den FreeBite zu beißen, oder gar darauf zu pressen. Alternativ kann man auch den Mund ein wenig geöffnet halten und jeweils mit den Zähnen nur kurz auf den FreeBite tappt. Oft stellt sich selbst nach dieser kurzen Tragezeit bereits eine erkennbare Wirkung ein und wenn man den FreeBite aus dem Mund nimmt und bei gerader Körperhaltung die Zähne leicht zusammen tappt, so bemerkt man bereits andere Kontakte. Löst sich eine Kompression einseitig in einem Kiefergelenk, so wird man auf dieser Seite mit den hinteren Zähnen keinen Kontakt mehr finden, ohne nachzudrücken (um die Kompression wieder herzustellen). Lösen sich auf beiden Seiten Kompressionen in den Kiefergelenken, so wandern die Zahnkontakte nach vorn und vielleicht spürt man sie nur noch auf den Schneidezähnen.
    In der Folge dehnt man dann die Tragezeit so weit aus, dass man weder die Kaumuskulatur überfordert, noch das Bedürfnis verspürt, mit den Zähnen auf dem FreeBite zu pressen. Ist dieses Bedürfnis schließlich verschwunden, so kann man den FreeBite normal tragen, ohne ständig darauf zu kauen, oder zu tappen, und kann ihn bei Bedarf auch während der Nachtruhe ausprobieren.

  • Die Füllung: Die Eigenelastizität der Hülle wirkt in Verbindung mit unterschiedlichen Füllstoffen: Luft federt nachgiebig und gleicht Druckunterschiede sofort aus. Der FreeBite air ist weicher, meist für die initiale Therapie am besten geeignet. Flüssigkeit kann nicht komprimiert werden und stützt den Biss daher etwas fester, aber balancierend. Im Verbund mit den unterschiedlichen Höhen lassen sich verschiedene therapeutische Effekte erzielen. Dabei sind die hohen Formen für bestimmte therapeutische Übungen besser, weil sie mehr Federweg anbieten, während sich die niedrigeren Höhen und besonders die im Folgenden beschriebene comfort-Form oft über längere Zeiträume angenehmer tragen lassen.


Jüngst wurde FreeBite System durch eine weitere Komponente erweitert, den FreeBite comfort. Wie der Namen schon andeutet, ist dessen Form für möglichst schnelle Eingewöhnung und hohen Tragekomfort optimiert. Auch hier finden wir das stabilere Hüllenmaterial, welches auch verhindert, dass sich das Kissen im Mund falten und versehentlich verschluckt werden kann. In der Regel darf man sich davon auch eine bessere Lebensdauer erwarten, als bei Folienkissen. Der FreeBite comfort ist dreidimensional so ausgeformt, dass Zahnbögen hineinpassen, ohne dass etwas gebogen oder gefaltet werden muss und die Bisspolster passiv korrekt zwischen den Zähnen zu liegen kommen, ohne dort gehalten werden zu müssen. Auch hier findet ein Druckausgleich zwischen dem linken und rechten Kissen statt und als Füllungen stehen ebenfalls Luft für den federnden sofortigen Ausgleich und Flüssigkeit für den etwas verzögerten und stützenderen Ausgleich zur Verfügung. Diese Form kommt der eines Aqualizers etwas näher, jedoch wird man vor allem zu Beginn die Zahnkontakte mit der Hülle als etwas härter empfinden. Wie bei den Therapiekissen auch, beißt sich die Hülle aber im Lauf der Zeit ein und wird geschmeidiger. Lesen Sie mehr zum direkten Vergleich mit dem Aqualizer auf der nächsten Seite!


Das Ziel:


Ziel der FreeBite Therapie ist, eine spezifische Bisslage zu ermitteln, welche dem Patienten Entlastung bringt. Hierfür setzt der FreeBite aktive therapeutische Impulse, statt nur passiv auszugleichen. Diese Bisslage wird mit den FreeBite solid aufgenommen, wobei dessen thermoplastische Aufbisse bei Mundtemperatur vollständig aushärten und ein sehr präzises Kontaktgefühl vermitteln, das dem auf natürlichen Zähnen nahekommt. Der spezielle thermoplastische Kunststoff kann durch kurzes Eintauchen in heißes Wasser nur in hauchdünnen oberflächlichen Schichten erweicht werden, um Feinanpassungen schnell vorzunehmen. Etwas längere Erwärmung resultiert in dickeren Schichten, welche angeschmolzen werden, sodass Korrekturen in der Bisslage oder Bisshöhe vorgenommen werden können. Schließlich können besonders belastete Kiefergelenke auch spezifisch gestützt werden, indem nur eine Schicht am kontralateralen Aufbiss angeschmolzen wird. Tappt der Patient nun mit den Zähnen locker auf den FreeBite solid, so stützt die harte Seite das betroffene Kiefergelenk, während sich die weiche Seite anformt. Am Ende entsteht eine Abstützung auf den Zähnen beiderseits, mit besonderer Unterstützung des instabilen Gelenks.

Lesen Sie hier mehr dazu, wie die FreeBite-Therapie wirkt!


FreeBite oder Aqualizer? »

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